200 Pforzheimer*innen setzen ein klares Zeichen gegen Nazis

Die NPD hat den Pforzheimer Trümmerberg des „23. Februar“ entweiht und die Totenruhe geschändet. Dagegen hat ein breites Bündnis aus der Bürgerschaft von Vereinen, Vereinigungen, Parteien, Kirchen, Gewerkschaften und Einzelpersonen ein deutliches Zeichen gesetzt.

Hier einige Wortbeiträge:

Gerhard Brändle – Historiker und Träger der Bürgermedaille der Stadt Pforzheim:

Ich begrüße alle Teilnehmenden, die von Antifa-Gruppen, von der Deutschen Friedensgesellschaft, von den Gewerkschaften, den Grünen, der Initiative gegen rechts, der  jüdischen Gemeinde, den Linken, den Omas gegen rechts, von Bündnis Pforzheim nazifrei, der SPD, von „Wir in Pforzheim“, und alle Anderen.  

VON NICHTS KOMMT NICHTS

1933    im Februar brannte der Reichstag, das Parlament, der Ort der Volksvertretung,

1933    im Juni brannten in Pforzheim Bücher jüdischer, linker und pazifistischer SchriftstellerInnen, 

1937    im April brannte die Stadt Gernika in Spanien, bombardiert durch die „Legion Condor“, beteiligt waren auch Nazi-Söldner aus Pforzheim,

1938    im November brannten die Synagogen, auch in Pforzheim,

1939    im September brannte Warschau in Polen,

1940    im Mai brannte Rotterdam in den Niederlanden,

1940    im November brannte Coventry in Großbritannien,

1941    im April brannte Belgrad in Serbien,

1942    ab Juli brannten die Öfen in Auschwitz,

1944    im Juni brannte in Oradour in Frankreich die Kirche, in die die Nazis über 400 Kinder und Frauen eingesperrt hatten,

1945    am 23. Februar brannte Pforzheim.

Dort drüben stehen sie, die alten und neuen Brandstifter, „geschützt“ durch Artikel 5 des  Grundgesetzes, aber:       

Faschismus ist keine Meinung, Faschismus ist ein Verbrechen !

Deswegen alle zusammen: 

Es gibt kein Recht auf Nazi-Propaganda !

Für die Initiative gegen Rechts sagte Christian Schmidt:

„Am letzten Freitag gedachten wir Ferhat, Gökhan, Hamza, Said Nessar, Mercedes, Sedat, Kaloyan, Fatih und Vili, die in Hanau von einem Faschisten getötet wurden. Am Montag gedachten wir Sophie und Hans Scholl, Widerstandskämpfer*innen die von den Nazis geköpft wurden. Am Dienstag gedachten wir den über 17000 Toten des Bombenangriffs auf Pforzheim am 23. Februar. In diesem Jahr wurden wegen der Pandemie alle Versammlungen verboten. Laut Allgemeinverfügung des Gesundheitsamtes stellten jedoch nicht die Faschisten sondern die Gegendemonstranten das Problem dar.
Und heute stehen wir hier auf dem Wallberg. Uns gegenüber eine offen faschistische Partei, die auf den Trümmern und auf den Toten dieser Stadt ihr faschistischen Gedanken verbreiten wollen. Dieser Ort ist in Pforzheim bisher für Demonstrationen eine Tabuzone gewesen. Gedacht als Gedenkort, Ort der Mahnung aber auch der Versöhnung mit den damaligen Feinden.
Da stehen sie also. Nicht wissend, dass sie die Opfer mit ihrer Aktion verhöhnen. Sind es doch ihre Ideologie und das Naziregime gewesen die den Krieg und die Verfolgung und Ermordung vieler Menschen zu verantworten haben. Was sie scheinbar auch nicht wissen ist, dass sie mit ihrer Menschenverachtung eine starke Gegenbewegung in der Stadt erzeugen. Mit jeder ihrer Aktionen werden unsere Netzwerke stärker, mit jeder Aktion schließen sich uns mehr Menschen an und werden aktiv. Und unsere Stadt ist so bunt und vielfältig, dass wir ihre braune Kacke damit zehnmal überpinseln können.
Am Ende noch ein paar Worte zur Stadt. Oberbürgermeister Boch hat sich einmal mehr viel Mühe gegeben zu erklären, warum dieser Aufmarsch nicht verboten werden kann. Mit verlaub Herr Boch, wir glauben Ihnen nicht. Es muss eine Möglichkeit geben, bzw. alles versucht werden um Organisationen das Handwerk zu legen, die den Umsturz mit demokratischen Mitteln versuchen.
Die NPD steht in Baden-Württemberg nicht zur Wahl. Und im Kampf gegen Faschisten bedarf es nun einmal auch ein bisschen Mut. Und warum Herr Boch stehen sie heute nicht mit den Menschen dieser Stadt hier oben und zeigen Gesicht gegen Faschismus?“